Neue Ärztliche Leitung an der Malteser Klinik von Weckbecker

Über Zukunft, Teams und Heilfasten in Zeiten datenbasierter Naturheilkunde – Malteser Klinik von Weckbecker mit neuer Chefärztin

Nach beeindruckender, siebenjähriger Amtszeit verabschiedet sich Chefarzt Dr. med. Rainer Matejka (66) in den wohlverdienten Ruhestand.

Die Nachfolge tritt die renommierte Fachärztin Dr. med. Susanne Esche-Belke aus Berlin an, eine Expertin auf dem Gebiet der Allgemeinmedizin mit Schwerpunkten in Hormon- und Autoimmunstörungen sowie Stressmedizin. Die zukunftsweisende Entscheidung verspricht den nahtlosen Übergang in eine vielversprechende neue Ära für Klinik und Patienten.


„Als ich 2016 als Chefarzt an die Klinik kam, dachte ich, dass ich vielleicht drei Jahre bleiben werde – so wie Fußballtrainer Pep Guadiola beim FC Bayern München. Inzwischen sind über sieben daraus geworden. Natürlich war meine Zeit in Bad Brückenau außergewöhnlich – insbesondere auch durch die mit Corona verbundenen Herausforderungen. Gleichsam habe ich die Zeit als sehr, sehr angenehm erlebt. Dieses positive Gefühl, das einen erfüllt, wenn man das Haus betritt, das empfinden nicht nur unsere Patienten – wie wir aus den Rückmeldungen wissen; das habe ich genauso empfunden: diese  herzliche Weckbecker-Atmosphäre, für die das Haus schon Anfang der 1990er Jahre bekannt war.“

Der Abschied in den Ruhestand hat nicht nur für Dr. Rainer Matejka (66) eine besondere Bedeutung. Auch für das Team der Malteser Klinik von Weckbecker stellt der „Staffelwechsel“ an der ärztlichen Spitze der Klinik zum ersten Juli 2023  im nordbayerischen Bad Brückenau eine historische Zäsur dar. Mit der neuen Chefärztin Dr. Susanne Esche-Belke übernimmt eine Medizinerin, die das Wirken des  Klinikgründers Dr. Erich von Weckbecker (1920-2005) zwar nicht mehr persönlich erlebt hat, aber von der Aktualität der langerprobten Anwendungen absolut überzeugt ist.

Seit über 60 Jahren zählt die Fachklinik für Naturheilverfahren zu einer der führenden Fastenkliniken Europas. Im Rahmen u.a. der gesetzlich stationären Rehabilitation und Vorsorge steht hier seit jeher der Mensch in seiner Gesamtheit und Individualität im Mittelpunkt. Dabei reicht das Therapiespektrum von Prävention bis hin zur Weichenstellung für einen gesunden Lebensstil und Behandlung diverser chronischer Erkrankungen, wie Arthrose und andere rheumatische Erkrankungen,  Bluthochdruck, Diabetes II, Erschöpfung, Schmerzsyndrome. Bis heute fühlen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den traditionellen Werten des Gründers und Namensgeber der Klinik, Dr. med. Erich von Weckbecker, verbunden – und natürlich haben auch die seit 1998 nachfolgenden Chefärztinnen und Chefärzte ihre Spuren hinterlassen.

Was bei allen klaren Unterschieden zwischen dem scheidenden Chefarzt und der zukünftigen Chefärztin – Herkunft, Alter, Geschlecht – verblüfft, sind die Parallelen in beruflicher Laufbahn und der Hinwendung zur Naturheilkunde.

 

Was hat die beiden Ärzte zur Naturheilkunde geführt und wie hat sich ihre Einstellung dazu entwickelt?

„Wie die meisten Ärzte habe ich zunächst im Akutkrankenhaus gearbeitet“, schaut Dr. Rainer Matejka als erster zurück. „Dort war ich unter anderem auf dem Rettungswagen tätig. Ich empfand diese ärztliche Tätigkeit als tief befriedigend, Menschen in kürzester Zeit aus ihrer Todesangst helfen zu können. Später, in der normalen Praxis, änderte sich das Gefühl. Ich erinnere mich noch gut an die mahnenden Worte des älteren Kollegen, bei dem ich Praxisvertretung machte: ,Ändern sie bitte nichts an den Medikamenten. Die Patienten sind alle eingestellt!‘ Tatsächlich waren die Patienten, die zu mir in die Sprechstunde kamen, meist alles andere als zufrieden. Damals stellte sich mir zum ersten Mal die Frage nach dem Ziel der ärztlichen Tätigkeit: Patienten einzustellen – was immer das bedeutet. Oder doch mehr zu machen?“

Genau dieses „Mehr“ beschäftigte ebenfalls Dr. Susanne Esche-Belke. „Auch ich habe in der Notfallmedizin angefangen. Später dann lange in einer Internistischen und Chirurgischen Abteilung auf der Notaufnahme gearbeitet. Dort kamen die Patienten mit Herzinfarkten und anderen Notfällen an. Besonders in diesen Akutsituationen ist mir dann bewusst geworden, wie wichtig es ist, Angst zu nehmen und vertrauensvollen Beistand zu leisten. Sich gut aufgehoben zu  fühlen, beeinflusst auch den klinischen Verlauf.“

Wie ihr jetziger Vorgänger, Dr. Matejka, erlebte die Fachärztin für Allgemeinmedizin, dass bei vielen chronischen Erkrankungen die üblichen Standardtherapien an der eigentlichen Ursache wenig änderten. „Das weckte früh einen gewissen Detektiv-Sinn in mir: Wie lebt jemand? Was hat er für eine medizinische Vorgeschichte? Was liegt in den Genen, was am Lebenswandel? All‘ diese Verbindungen herzustellen – heute sagt man: ,Den Patienten ganzheitlich zu sehen‘ – brachten mich früh in Kontakt mit der Naturheilkunde.“

Ganz ähnlich die Biographie bei Dr. Matejka. „Bei mir war es die Konstitutionstherapie nach Aschner, die mir klar machte: Menschen müssen auch nach Typ behandelt werden. Nicht jeder benötigt Ausleitung und „Entgiftung“, manche viel eher Zuleitung, vor allem von Energie." Nach Praxistätigkeit und einem Zwischenstopp in Bad Füssing führte der Weg ab 1990 vier Jahre zur Weckbecker Klinik. Damals hatte sich der Seniorchef Dr. med. Erich von Weckbecker zwar schon weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Doch stand er gerne den Kolleginnen und Kollegen mit Rat und Tat zur Verfügung.

Was Matejka besonders faszinierte war, was alles behandelbar wird, wenn Ärzte fachübergreifend therapieren – statt symptomatisch: „Das gilt für die Schulmedizin, aber auch für die Naturheilkunde. In Bad Brückenau hatte dieser fachübergreifende Therapieansatz das Fasten im Zentrum, das dann mit Physio-, Balneo-, Phyto- und anderen Therapien kombiniert wurde. Von Weckbecker verwendete das schöne Bild vom „verrußten Lebensofen, der durch das Fasten gekehrt wird, so dass die Lebensflamme wieder mehr Luft bekommt und der Mensch gesundet!“

 

Wie haben sich die beiden Ärzte in ihrem jeweiligen Werdegang auf dem Gebiet der Naturheilkunde weiterentwickelt?

Tief beeindruckt entwickelte sich so bei Dr. Rainer Matejka ebenfalls der Wunsch, etwas Eigenes aufzubauen: „Wir haben damals etwas sehr ungewöhnliches gemacht: Am neu eröffneten ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe haben wir eine private Tagesklinik gegründet. Sozusagen direkt über den Gleisen. Aus ganz Deutschland konnten so Patienten schnell, bequem und – damals – pünktlich mit den brandneuen ICEs direkt zu mir in die Sprechstunde kommen.“

Genauso innovativ, nur zwei Jahrzehnte später, verzichtet Dr. Susanne Esche-Belke Ende 2016 für „ihre ganzheitliche Medizin“ auf die Kassenzulassung und gründet in Berlin eine Privatpraxis. 2019 entsteht daraus die erste „OnlinePraxis für integrative Gesundheit und Hormonbalance“. So kann sie fortan bequem per Videosprechstunde bundesweit tätig sein. „Damals kamen gleich ganz viele englischsprachige Patienten auf mich zu und fragten mich, ob ich ihr ,holistic doctor‘ sein könnte. Mir gefällt dieser Begriff, denn er beschreibt, was ich mache: mit Hilfe der integrativen Medizin, der klinischen Naturheilkunde den einzelnen Patienten ganzheitlich aus 360 Grad zu betrachten und passende Bausteine zu finden, die individuell helfen können.“
 

Welche Rolle spielt das Heilfasten in der Naturheilkunde und wie hat sich die Fastentherapie im Laufe der Zeit verändert?

Letztlich ist es dann bei beiden Ärzten – die auch beide mehrere Bücher geschrieben haben – der Ruf der Malteser Klinik von Weckbecker, der die Privatärzte in den Rahmen der gesetzlichen Patienten-Versorgung zurückholt. „Leider kann ich nicht mehr Doktor von Weckbecker direkt kennenlernen. Aber ich übernehme vom Kollegen Matejka ein wirklich ausgezeichnet eingestelltes Team. Genau das hat mich bereits bei meiner Vorstellung in der Klinik so angesprochen – diese geballte, 60jährige Erfahrung. Hier arbeiten Menschen, die wissen, wie die Dinge funktionieren. In meiner Sprechstunde habe ich mich früher eine Stunde um jeden einzelnen Bereich der Naturheilkunde selbst kümmern müssen. Ich sehe es als große Bereichung, nun von einer großen Mannschaft begleitet zu werden. Hier gibt es für alles ein Team: für Ernährung, für Physiotherapie, für Kneipptherapie, für Achtsamkeit und Spiritualität.

Für mich als Ärztin ist es etwas ganz besonderes zu sehen, wie eine Patientin oder ein Patient mit allen individuellen Problemen in die Klinik kommt – und in welchem Zustand sie oder er dann, nach einer gewissen Zeit, die Klinik verlässt – nachdem sich gleich mehrere Teams ganz intensiv um den Menschen bemüht haben. Das ist etwas tief befriedigendes.“

 

Welche Bedeutung hat das Heilfasten im Therapiekonzept der Klinik und wie sehen die Aussichten für die Zukunft aus?

Zentraler Therapie-Baustein wird dabei in Zukunft aus Sicht der Ärztin natürlich das Fasten bleiben: „Dank der datenbasierten, wissenschaftlichen Naturheilkunde lernen wir immer mehr über die positiven Effekte des Heilfasten. Es ist das absolute Reset-Programm, um einen aus den Fugen geratenen Stoffwechsel wieder zum Neustart zu bewegen. Das sagen uns inzwischen nicht nur Diabetologen, sondern auch Kardiologen, Orthopäden und Neurologen“, schwärmt Dr. Susanne Esche-Belke.

„Natürlich hat sich auch das Heilfasten in den letzten 30 Jahren deutlich verändert“, ergänzt Dr. Rainer Matejka. „Als ich 1990 nach Bad Brückenau kam, dauerte der Standardaufenthalt vier Wochen, davon waren 21 Tage Fasten und eine Woche Abfasten. Heute haben wir eine durchnittliche Aufenthaltsdauer von zehn Tagen. Damit ist das Fasten deutlich kürzer geworden. Das macht aber nichts – eher im Gegenteil: Wer jedes Jahr ein bis zweimal sieben bis zehn Tage fastet, so die Erkenntnisse der jüngeren Fastenforschung, hat im Durchschnitt bessere Messwerte, als jemand, der alle drei Jahre drei Wochen kontrolliert fastet. Ich bin mir sicher: Als fachübergreifenden Therapieansatz werden wir in Zukunft noch viel vom Fasten hören.“

 

Der richtige Zeitpunkt zum Abschied ist nach sieben erfolgreichen Jahren nun gekommen.

So ist dem scheidenen Chefarzt auch nicht „bang“ um „seine“ Klinik. „Jetzt, nach der Pandemie, ist der richtige Zeitpunkt für den Wechsel“, sagt er – und mit einem Augenzwinkern: „Pep Guardiola ist jetzt sieben Jahre bei Manchester City – und das Team gehört zur Spitze der Championsleague. Genau das Gleiche würde ich über die Malteser Klinik von Weckbecker sagen!“

DR. MED. SUSANNE ESCHE-BELKE

Dr. med. Susanne Esche-Belke ist eine erfahrene Fachärztin für Allgemeinmedizin und MBSR-Leiterin. Seit über 20 Jahren verbindet sie Schulmedizin mit integrativen Therapien.

Als Autorin des Buches "Midlifecare" ist sie international bekannt und setzt sich für die verbesserte Gesundheitsvorsorge und Therapie von Frauen ein. 

DR. MED. RAINER MATEJKA

Fastenarzt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und biologische Medizin. Seit 2016 war er Chefarzt der Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau.