INTERVIEW

GELENKSCHMERZEN UND ARTHROSE GANZHEITLICH BEHANDELN - TEIL 3

OPERATIV-KONSERVATIVE VERFAHREN UND KOMPLEMENTÄRMEDIZIN

Operative Verfahren und Gelenkersatz lassen sich nicht in jedem Fall vermeiden.

Ab wann raten Sie, Dr. Matejka, zu einem operativen Eingriff?

Wie können hier naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren den Operationserfolg beeinflussen?

DR. MED. RAINER MATEJKA:

Immer dann, wenn vorgenannte Verfahren ausgeschöpft oder eine degenerative Veränderung bereits weit fortgeschritten ist und anhaltende Schmerzen versursacht, wird sich ein Gelenkersatz nicht vermeiden lassen. Das trifft vor allem auf betagtere Menschen zu, bei denen die Selbstheilungskräfte deutlich nachgelassen haben.

Persönlich empfehle ich Patienten vor einem geplanten Eingriff Entlastungstage wie vor Einleitung einer Fastenkur (z.B. Gemüsetage, Kartoffeltage), dazu homöopathische Komplexmittel gegen Schmerz, Schwellung, Entzündung und Lymphmittel. Rein empirisch führt dies regelmäßig zu sehr guten und raschen Wundheilungen.

PROF. DR. ANDREAS MICHALSEN:

Ich rate zu einem operativen Eingriff, wenn die Möglichkeiten der Naturheilkunde, vor allem auch der stationären, integrativen Therapie keine ausreichende Beschwerdelinderung erzielen.

Ein Kriterium für eine OP ist zudem, wenn z.B. durch eine Arthrose und deren Einschränkungen weitere, andere Bereiche des Körpers in Mitleidenschaft gezogen werden. Wenn also bei einer Kniearthrose auch Hüftschmerzen, Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen auftreten und eine zunehmende Einschränkung der Beweglichkeit eintritt. Dann ist eine Operation ratsam, ein zu spätes Operieren könnte sogar den Operationserfolg schmälern.

Besonders sinnvoll ist es, vor einer geplanten operativen Therapie die Möglichkeiten der Naturheilkunde zu nutzen, also bereits z.B. durch Fasten und Physiotherapie für eine optimale Situation der Durchblutung, der Muskulatur und des Gewebestoffwechsels zu sorgen, parallel dazu Stressreduktion. Es ist nachgewiesen, dass durch ein solches Vorgehen die Regeneration und die Wundheilung nach einer Operation verbessert werden.

PHYSIOTHERAPEUTISCHE FRAGEN

Herr Prof. Michalsen, eine Frage aus der Physiotherapie: Haben Sie bei Ihren Arthrose-Studien einen Zusammenhang mit biomechanischer Einschränkung, Muskel-Dysbalancen oder anderen funktionellen und organischen Beschwerden beobachten können?

PROF. DR. ANDREAS MICHALSEN:

Auf jeden Fall sehe ich hier vielfältige Zusammenhänge. Insbesondere sehe ich die Arthrose nicht als eine alleinige Gelenkerkrankung.

Dass es zu einer Arthrose kommt, hat, mit Ausnahme von zugrundeliegenden Sportverletzungen, immer auch mit dem ganzen Körper zu tun. Mit seiner Ernährung, mit seinem Stoffwechsel, aber eben auch mit dem Muskelzustand, der Vitalität, den Bewegungsabläufen.

Deshalb rate ich allen Menschen, früh im Leben mit Bewegungsübungen zu beginnen, die Dehnung, Koordination und Muskelspiel beinhalten. Ideal ist hier z.B. Yoga oder ein persönlich zusammengestelltes Intervalltraining, ergänzt durch Koordinations- und Dehnungsübungen.

Herr Dr. Matejka, in der Klinik von Weckbecker haben wir eine große osteopathische Abteilung.

Welchen Behandlungserfolg sehen Sie in den osteopathischen Therapien?

DR. MED. RAINER MATEJKA:

Das Beindruckende für mich ist immer wieder, dass Rückenschmerzen, die angeblich durch Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen oder sonstige im Röntgenbild oder MRT gefundene degenerative Veränderungen ausgelöst werden, offenbar vielmehr in Fehlhaltungen und muskulären Verspannungen ihre Hauptursache haben.

Wird eine solche Fehlstatik korrigiert und der Dauerhartspann bestimmter Muskelgruppen gelöst, lassen auch die Schmerzen nach. Diese Beispiele zeigen mir immer wieder: Orthopädische Beschwerdebilder wie Rücken- und Gelenkleiden müssen in erheblichem Umfang medizinisch „neu gedacht“ werden. Genau hier setzt auch der osteopathische Ansatz an.

FASTEN UND ERNÄHRUNGSTHERAPIE

Lieber Herr Prof. Michalsen, eine letzte Frage: Welchen Stellenwert hat die Fastentherapie und wie lange sollte der Patient fastentherapeutisch begleitet werden?

Welche weiteren Therapien sollte die Fastentherapie begleiten für einen größtmöglichen Erfolg?

PROF. DR. ANDREAS MICHALSEN:

Grundsätzlich halte ich die Fasten- und Ernährungstherapie bei allen chronischen Erkrankungen und vor allem bei chronischen Schmerzerkrankungen wie Arthrosen und Rheuma für eine hervorragende Therapiemöglichkeit. Das Fasten sollte über mindestens fünf, idealerweise über sieben bis zehn Tage, je nach Befund, durchgeführt werden.

Von Vorteil ist, dass wir heute auch ein breites Spektrum an Möglichkeiten haben. Wir haben die klassischen Fastenmethoden nach Buchinger oder F.X. Mayr, wir haben aber auch modifizierte, etwas höherkalorische Fastentechniken und für die ambulante Weiterbehandlung auch das Intervallfasten.

Idealerweise sollte das stationäre Fasten von weiteren Therapien begleitet werden, die die Heilung und Regeneration von Körper und Seele fördern. Dazu zähle ich Mind-Body-Medizin, Physiotherapie, Kneipp-Therapie und Bewegung in allen Formen.

Herr Prof. Michalsen, lieber Dr. Matejka, im Namen aller Interessierten danke ich ganz herzlich für das spannende Interview.

DR. MED. RAINER MATEJKA

Fastenarzt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und biologische Medizin. Seit 2016 ist er Chefarzt der Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau.

Seine medizinischen Erfahrungen sammelte er über viele Jahre durch seine ärztliche Tätigkeit in der Akutmedizin, ganzheitlich orientierten Reha-Kliniken und in seiner eigenen Tagesklinik in Kassel-Wilhelmshöhe. Matejka ist Ehrenpräsident des Deutschen Naturheilbundes (DNB), Vorsitzender der Arztegesellschaft Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) sowie Chefredakteur der Zeitschrift „Naturarzt". Er hat mehrere medizinische Fachbücher u.a. über sog. Ausleitende Therapieverfahren geschrieben und ist durch seine vielfältige Vortragstätigkeit im In- und Ausland bekannt.

 

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PROF. DR. ANDREAS MICHALSEN

Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee.

Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, geboren 1961 in Bad Waldsee als Sohn eines Kneipp-Arztes, ist Internist. Ernährungsmediziner und Fastenarzt. Als Professor für Klinische Naturheilkunde der Charité Berlin und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin forscht, lehrt und behandelt er mit den Schwerpunkten der Ernährungsmedizin, des Heilfastens, des Intervallfastens und der Mind-Body-Medizin. Michalsen publiziert und referiert international im Bereich der Naturheilkunde und Komplementärmedizin.

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Darüber hinaus ist er Mitherausgeber wichtiger Fachzeitschriften für Naturheilkunde und im NDR gemeinsam mit seinem Therapeutenteam als Natur-Docs im TV zu sehen.

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